Schulterinstabilität/Schulterluxation
1. Ursache der Erkrankung
Unter einer Schulterluxation versteht man die Ausrenkung des Oberarmkopfes (Humeruskopf) aus der Gelenkpfanne (Glenoid). Sie stellt die Häufigste Gelenksausrenkung beim Menschen dar.
Ursache ist meisten ein Unfall auf den ausgestreckten Arm. Bei älteren Menschen, die sehr bewegliche Bänder am Schultergelenk haben, kann es aber auch bedingt durch geringe Krafteinwirkung zur Ausrenkung des Schultergelenkes kommen. Meistens kugelt der Oberarmkopf nach vorne unten, selten nach hinten aus. Vor allem bei jungen Patienten ist das Risiko hoch, dass nach einer Erstluxation die Schulter erneut auskugelt. Dann spricht man von rezidivierenden (=wiederkehrenden) Luxationen.
Zu einer Schulterinstabilität kommt es aufgrund der mit der Luxation verbundenen, typischen Verletzungen im Gelenk. Da uns das Schultergelenk einen großen Bewegungsumfang ermöglicht, ist die Gelenkpfanne klein und der Oberarmkopf groß. Für die Stabilität sind vor allem der Vorderrand der Gelenkspfanne, die Gelenkslippe (Labrum) und die Kapsel mit ihren Bändern sehr wichtig. Diese können bei einer Luxation verletzt werden und heilen häufig nach einer ersten Luxation nicht richtig zusammen, so dass das Gelenk für ein erneutes Auskugeln anfällig wird. Luxiert daraufhin die Schulter auch bei kleineren Unfällen oder sogar nachts im Bett, spricht man von einer Instabilität.
2. Folgende Beschwerden können aufgrund der Erkrankung auftreten:
Bei einer durch einen Unfall bedingter Schulterluxation hat der Patient große Schmerzen und kann die Schulter, da der Oberarmkopf nicht mehr in der Pfanne sitzt, nicht mehr bewegen. Eine sofortige Vorstellung in der Notaufnahme ist dann notwendig, um die Schulter wieder einzurenken um unter anderem Schäden an Gefäßen und Nerven zu verhindern.
Patienten mit einer Schulterinstabilität haben in der Regel keine Schmerzen. Das Hauptproblem ist die Befürchtung, dass bei bestimmten Bewegungen die Schulter wieder auskugelt. Dies führt dazu, dass die Patienten diese Bewegungen vermeiden. Dadurch kommt es häufig zu Einschränkungen bei der Arbeit, in der Freizeit und vor allem auch im Sport. Kugelt eine Schulter wiederkehrend aus, so sind vor allem Strukturen im Gelenk wie der Knorpel am Oberarmkopf oder der Gelenkpfanne, die Gelenklippe und der Vorderrand der Gelenkpfanne gefährdet. Dies kann zu Langzeitschäden wie z.B. Abnützungserscheinungen (Arthrose) am Schultergelenk führen.
3. Behandlung der Erkrankung
Bei einem ausgekugeltem Schultergelenk ist eine sofortige Vorstellung in der Notaufnahme notwendig, um die Schulter, nach Ausschluss eines Bruches durch ein Röntgenbild, wieder einzurenken. Nerven und Blutgefäße, die direkt neben der Schulter verlaufen, sind besonders gefährdet. Durch eine schnelle und schonende Wiedereinrenkung (Reposition) kann verhindert werden, dass diese Strukturen verletzt werden. Bei uns findet das Wiedereinrenken besonders schonend unter Verwendung von Medikamenten und von einem erfahrenem Arzt statt. Danach wird eine Schulter-Arm-Bandage (Gilchrist-Verband) angelegt um eine erneute Luxation zu verhindern. Meist wird, je nach Alter, die Schulter durch Physiotherapie dosiert rehabilitiert. Zur weiteren Abklärung, ob z.B. die Gelenklippe oder der Kapsel-/Bandapparat verletzt ist, werden meist weitere bildgebende Verfahren (meist MRT) eingesetzt. In unserer Sprechstunde werden dann die Bilder besprochen und ein gemeinsamer Therapiepfad entwickelt.
Kommt es zu einer anhaltenden Schulterinstabilität wird die Behandlung individuell angepasst. Meist muss eine Schulterinstabilität operiert werden. Dies dient der Wiederherstellung der verletzen Strukturen und somit der Stabilität. Meist sind der Pfannenrand (knöcherner Rand und/oder Gelenklippe) und die Kapsel verletzt. Je nach Befund werden diese entweder offen (d.h. über einen kleinen Hautschnitt) oder durch eine Gelenkspiegelung mit Stabkamera (Arthroskopie) behandelt. Viele Verletzungen können wir mittlerweile durch die Arthroskopie sehr schonend behandeln. Die Nachbehandlung erfolgt bei uns ab dem ersten Tag nach der Operation durch speziell geschulte Physiotherapeuten und anhand eines individuell angepassten Nachbehandlungsprogramms. Dieses wird nach dem Krankenhausaufenthalt durch den jeweiligen weiterbehandelnden Physiotherapeuten fortgesetzt.
Rotatorenmanschetten-Ruptur
1. Ursache der Erkrankung
Unter der Rotatorenmanschette versteht man eine Sehnenkappe, die vom Schulterblatt kommend den Oberarmkopf umfasst. Die Kappe setzt sich aus vier Einzelsehnen, die sich über dem Oberarmkopf vereinigen, zusammen. Sie stabilisiert den Oberarmkopf in der Gelenkpfanne und hilft beim Bewegen der Schulter.
Auf zwei unterschiedliche Arten kann es zu einem Einriss in der Rotatorenmanschette kommen. Bei einem heftigen Sturz kann durch eine Überspannung ein Teil einreißen. Diese unfallbedingte Verletzung der Rotatorenmanschette nennt man traumatische Rotatorenmanschette-Ruptur. Bei einer altersbedingt vorgeschädigten Rotatorenmanschette kann es auf dem Boden einer Durchblutungsstörung zu einer schleichenden Abnutzung der Sehne kommen. Dies führt zu einem Defekt in der Sehne und kann somit zu einem Einreißen führen. Dann spricht man von einem degenerativen Riss der Rotatorenmanschette.
2. Folgende Beschwerden können aufgrund der Erkrankung auftreten:
Der traumatische Riss ist meist sehr schmerzhaft. Ausserdem kommt es zu Bewegungseinschränkungen und zu einem Kraftverlust.
Der degenerative Riss ist anfängliche oftmals ohne Symptome. Im weiteren Verlauf kommt es zu langsam zunehmenden Schmerzen, die häufig in der Nacht am stärksten sind. Darüberhinaus kommt es auch hier zu Bewegungseinschränkungen und Kraftlosigkeit.
3. Behandlung der Erkrankung
Oft kann man durch die körperliche Untersuchung die Diagnose einer Rotatorenmanschetten-Ruptur stellen. Zur Festlegung der individuellen Behandlungsstrategie werden weitere Zusatzuntersuchungen gemacht. So werden bei uns standardmäßig Röntgenbilder und eine Ultraschalluntersuchung der Schulter durchgeführt. Darüberhinaus empfiehlt sich meist die Durchführung weiterer bildgebender Diagnostik, insbesondere einer MRT.
Zunächst kann versucht werden mit konservativen Mitteln eine Verbesserung zu erreichen. So können mit Medikamenten und Injektionen in das Schultergelenk die Schmerzen und die Entzündung reduziert werden. Häufig kann die Funktion mit Hilfe der Physiotherapie verbessert werden. Führen diese Therapien nicht zum Erfolg, muss eine operative Versorgung in Erwägung gezogen werden.
Bei jungen Patienten, bei Patienten mit hohem Anspruch an Arbeit und Sport sowie bei unfallbedingten Rotatorenmanschetten-Rupturen sollte eine frühzeitige operative Versorgung in Betracht gezogen werden.
Die Rotatorenmanschette besitzt keine Selbstheilungstendenz, so dass die Verletzung nicht von selbst ausheilen kann. Werden Risse nicht operiert, können diese im Verlauf größer werden. Meist gehen sie mit einem zunehmenden Muskelschwund einher. Bei weiterer Größenzunahme kommt es zu einer Schwäche im Arm und als Endstadium kann eine Gelenkabnützung (Arthrose) entstehen.
Ziel der operativen Versorgung ist es, die normale Anatomie wieder herzustellen. Die defekten Sehnen werden durch Fäden am ihren ursprünglichen Ansatzpunkt am Knochen zurückgeführt und können durch spezielle Verfahren (Knochenanker) dort wieder am Knochen festgemacht werden. Bei kleineren und mittleren Rissen kann ein Teil der Operation in Gelenkspiegeltechnik (Arthroskopie) durchgeführt werden. Dies ist ein sehr schonendes und bei uns oft durchgeführtes Verfahren. Über einen kleinen Hautschnitt kann dann die Sehne wieder an ihren Ansatzpunkt zurückgeführt und befestigt werden. Bei uns häufig durchgeführt werden „kombinierte Narkosen“. Hier erhält der Patient neben der Vollnarkose einen Schmerzkatheter mit einem lokal wirkenden Schmerzmittel in die Schulter. Dieser verbleibt auch einige Tage nach der Operation und so kann eine schmerzfreie Nachbehandlung durchgeführt werden.
Die Nachbehandlung erfolgt bei uns ab dem ersten Tag nach der Operation durch speziell geschulte Physiotherapeuten und anhand eines individuell angepassten Nachbehandlungsprogramms. Dieses wird nach dem Krankenhausaufenthalt durch den jeweiligen weiterbehandelnden Physiotherapeuten fortgesetzt.