Müde, verfroren, hyperaktiv: Die Symptome einer Schilddrüsenerkrankung können vielfältig sein. Beim 6. Schilddrüsentag informieren sich am Samstag ca. 300 Besucher rund um die "Schaltzentrale am Hals". Insgesamt fünf Vorträge standen im Klinikum Landshut auf dem Programm.
Eine Neuigkeit stellte Dr. Bernhard Scher, Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin, gleich am Anfang vor: Das Bayerische Gesundheitsministerium hat das Schilddrüsenzentrum als "Referenzzentrum für Schilddrüse und Nebenschilddrüse" anerkannt, was einen hohen Qualitätsstandard sicherstellt. Zusammen mit kooperierenden Kliniken und Krankenhäusern in der Region arbeiten fachabteilungsübergreifend Ärzte und Spezialisten am Referenzzentrum Hand in Hand, um die Patienten zu versorgen. "Es ist eine Behandlung der kurzen Wege, von der primären ambulanten Vorstellung bis hin zur stationären Therapie, insofern diese nötig wird", so Scher. Er sprach beim Schilddrüsentag auch über die Radiojodertherapie bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen. "Mein Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Radiojodtherapie zu nehmen." Denn oft ist diese Behandlungsform die einzige Option für die Patienten. Dr. Scher legte in seinem Vortrag dar, dass die Radiojodtherpaie wirksam, sicher und schonend zugleich ist. Am Referenzzentrum für Schilddrüse und Nebenschilddrüse werden damit neben Schilddrüsenkrebs insbesondere auch gutartige Schilddrüsenerkrankungen wie die funktionelle Autonomie, der Morbus Basedow und der Kropf behandelt. Um Hashimoto Thyreoiditis ging es im Vortrag von Oberarzt Bernhard Satzl, der das Referenzzentrum leitet. Hashimoto Thyreoiditis ist die häufigste Schilddrüsenentzündung. "Das Problem dabei ist die sich entwickelnde Unterfunktion der Schilddrüse", so Bernhard Satzl. Frauen sind deutlich häufiger betroffen und oft tritt die Autoimmunerkrankung zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf.
Auf das Thema Ernährung und Schilddrüse ging am Samstag Dr. Christian Fuchs, Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I, ein. "Jod muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden - der Mensch kann es nicht selber bilden", erklärte Dr. Fuchs in seinem Vortrag. In Scholle, Emmentaler oder Spinat ist beispielsweise viel Jod enthalten. In bestimmten Fällen sollte man jedoch auf eine jodarme Ernährung achten - dazu zählen vor allem Erkrankungen welche mit einer Schilddrüsen-Überfunktion einhergehen können, wie Morbus Basedow und die funktionelle Autonomie. Dr. Fuchs empfahl diesen Patienten Seefisch, Lachs und Meeresfrüchte höchstens einmal pro Woche.
Knochenschmerzen, depressive Verstimmung, Nierensteine - was hat das mit der Nebenschilddrüse zu tun? Diese Frage beantwortete Dr. Anna Eder, Oberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie. "Eine Überfunktion der Nebenschilddrüse kommt häufiger vor als man denkt", so Dr. Eder. Warnsignale werden jedoch oft auf das Alter oder Stress zurückgeführt. Vor einer Operation an der Nebenschilddrüse sollte man übrigens nicht zurückschrecken.
Krebs tritt an der Schilddrüse glücklicherweise selten auf. Welche Rolle neben der fast immer notwendigen Radiojodtherapie die ergänzende Strahlentherapie dann spielt, darüber referierte Dr. Hans-Joachim Wypior, Chefarzt, Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, im letzten Vortrag. Anschließend informierten sich noch zahlreiche Besucher an der Infotheke, wo sie mit den Spezialisten des Referenzzentrums für Schilddrüse und Nebenschilddrüse unkompliziert ins Gespräch kamen.