Bombe im Bauch, gestörte Durchblutung in den Beinen, chronische Wunden: Beim 3. Landshuter Gefäßtag im Klinikum informierten Ärzte und Spezialisten rund um die Blutgefäße. Auf dem Programm standen nicht nur acht Vorträge, sondern auch zahlreiche Informationsstände. Zudem konnten die Besucher den Operationssaal und die interventionelle Radiologie besichtigen.
Den Anfang machte Dr. Jürgen Kress, niedergelassener Angiologe aus Ergolding. Er beantwortete die Frage, wie man Blutgefäßkrankheiten behutsam diagnostiziert. So stellte er die Doppler-Druck-Messung, die Kapillarmikroskopie und die Farb-Doppler-Sonographie vor. Wird eine Erkrankung der Gefäße festgestellt, kann eine medikamentöse oder invasive Behandlung folgen. Auch eine Umstellung der Lebensweise oder physikalisches Training sind möglich.
Was hat der Kardiologe mit dem OP-Risiko zu tun? Diesem Thema widmete sich beim Gefäßtag Dr. Frank Schütze, Oberarzt der Kardiologie am Klinikum Landshut. Er erklärte, dass bis zu 15 Prozent der Patienten mit einer Schaufensterkrankheit auch an Herzschwäche leiden. "Brustschmerz, Atemnot oder Wasseransammlungen in den Beinen können Symptome für eine Herzerkrankung sein", so Dr. Schütze. Durch entsprechende Diagnostik und Therapie könne der Kardiologe das Risiko bei einer Operation senken.
Warum Helene Fischer und Bastian Schweinsteiger nicht die gleiche Narkose für eine Krampfader-Operation bekommen, erklärte Prof. Edgar Pscheidl, Chefarzt der Anästhesie, in seinem Vortrag. 2018 gab es am Klinikum 9500 Narkosen, wobei die Gruppe der 45- bis 64-Jährigen mit gut einem Drittel der Narkosen am größten ist. Während der Operation ist immer ein Narkosearzt anwesend, der verschiedene Parameter des Patienten überwacht. Prof. Pscheidl stellte in seinem Vortrag die lokale und die rückenmarksnahe Anästhesie vor.
Drei Millionen Menschen haben in Deutschland eine chronische Wunde. Wie man diese behandelt, erklärten am Samstag Dr. Klaus Stöckl, Oberarzt der Gefäßchirurgie im Klinikum, und Mahmoud Hamdan, ärztlicher Wundexperte. Ursachen sind z.B. Durchblutungsstörungen bei einer Schaufensterkrankheit, Krampfadern oder auch Nieren- und Herzprobleme. "Oft ist es auch eine Kombination", so Dr. Stöckl. Doch wie kann man eine chronische Wunde in den Griff bekommen? Die betroffenen Bereiche können beispielsweise entwässert oder mit speziellen Kompressionsstrümpfen behandelt werden. Auch eine spezielle Hautpflege ist notwendig. Der ärztliche Wundexperte Mahmoud Hamdan stellte außerdem die innovative Behandlung mit Fischhaut und Omega-3-Fettsäuren vor. "Inzwischen haben wir damit 40 Patienten erfolgreich behandelt", so Hamdan.
Was es neues gibt in der Dialyse, damit beschäftigte sich am Samstag Dr. Maximilian Roeder, Leiter der Sektion Nephrologie und Oberarzt in der Medizinischen Klinik I. Er stellte unter anderem die sog. Hämodialyse her. Hiermit muss der Patient drei bis viermal in der Woche behandelt werden. Das Gerät kann innerhalb einer Minute ungefähr 250 bis 300 Milliliter Blut reinigen. Auch die Bauchfelldialyse war ein Thema, damit kann der Körper kontinuierlich entgiftet werden.
"Nichts ist unmöglich": Unter diesem Titel stellte Dr. Andreas Lehenmeier, Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Techniken aus der Radiologie vor. Grundsätzlich könne man Gefäße interventionell öffnen, schließen oder punktieren. Er klärte die Besucher darüber auf, wie man z.B. Problemstellen am Becken, Ober- oder Unterschenkel behandelt.
"Krampfadern sind eine ernstzunehmende Erkrankung", so die Botschaft von Norbert Schrank, Leitender Oberarzt der Gefäßchirurgie. Er ging der Frage nach, ob man Krampfadern operieren kann, ohne dass es zu Narben kann. Die Antwort: Bei vielen Krampfadern ist das möglich. So können Varizen heutzutage endovenös behandelt werden mittels Wärme und Laser. "Krampfadern sind der Weg zum offenen Bein", so Norbert Schrank außerdem. Es kann zu schmerzhaften, knotigen Veränderungen und sogar zur Varizenblutung kommen.
Wenn die Bombe im Bauch droht zu platzen, betätigt sich der Chirurg als Minen-Entschärfer. Mit der Bombe ist das sog. Bauchaorten-Aneurysma gemeint. Männer sind sechsmal häufiger als Frauen von einem Aneurysma im Bauch betroffen, erklärte Privatdozent Dr. Georgios Meimarakis, Chefarzt der Gefäßchirurgie. Beim Ultraschall-Screening kann zuverlässig festgestellt werden, bei wem die Aorta erweitert ist. Männer sollten sich über 65 Jahren einmal untersuchen lassen, Frauen mit Risikofaktoren ebenfalls über 65 Jahren. Wird ein Aneurysma festgestellt und hat es über fünf Zentimeter Durchmesser, muss operiert werden. "Wir bevorzugen die endovaskuläre OP gegenüber der offenen OP", so Dr. Meimarakis.
Zahlreiche Informationsstände und Aktionen komplettierten das Programm am Samstag. So konnten sich die Besucher bei den Experten des Klinikums über den richtigen Umgang mit chronischen Wunden informieren und Ärzte und Pflegekräfte führten durch den OP und durch die Radiologie. Auch viele weitere Spezialisten klärten rund um die Themen Gefäßgesundheit, Diagnostik und Therapie auf.